CASE 14  

Regel 11 Wind von der gleichen Seite mit Überlappung
Regel 14 Berührung vermeiden
Regel 16.1 Kurs ändern
Regel 17 Wind von der gleichen Seite; richtiger Kurs
Definition Richtiger Kurs

Segeln zwei Boote mit Wind von der gleichen Seite auf konvergierenden Kursen, die auf unterschiedlichen Meinungen über den richtigen Kurs des Leebootes beruhen, so muss sich das Luvboot von dem Leeboot freihalten. Zwei Boote, die auf dem selben Schenkel nahe beieinander segeln können verschiedene richtige Kurse haben.

Zusammenfassung des Falles
Nach Runden der Luv-Bahnmarke teilte sich das Feld. Einige Boote segelten Richtung Küste um außerhalb des Stroms zu kommen und andere blieben in der Hoffnung auf stärkeren Wind im offenen Wasser. L hatte von klar achteraus eine Überlappung mit W hergestellt und sie rundeten in Überlappung die Bahnmarke. W wollte im offenen Wasser segeln, L begann langsam zu luven und informierte W, dass es zur Küste segeln wollte. W antwortete: "Sie dürfen nicht zur Küste, weil Sie kein Luvrecht haben!" L antwortete, dass es nur seinen richtigen Kurs segelt und W sollte sich freihalten. Die Diskussion dauerte geraume Zeit. L änderte ihren Kurs recht behutsam und zu keiner Zeit behauptete W, dass es sich nicht frei halten kann. Als sich die Boote berührten, legten beide Proteste ein. Das Schiedsgericht disqualifizierte L wegen Verstoßes gegen Regel 17, da es höher als seinen richtigen Kurs gesegelt ist. L ging in die Berufung.

Entscheidung
Wenn auf Grund unterschiedlicher Auffassung über ihren richtigen Kurs zwei Boote auf konvergierenden Kursen segeln, ist das Luvboot W durch Regel 11 gehalten, sich freizuhalten und durch Regel 14, eine Berührung zu vermeiden. Der Fall zeigt, dass zwei Boote auf dem selben Schenkel nahe beieinander segelnd, unterschiedliche richtige Kurse haben können. Welcher von zwei verschiedenen Kurse der schnellere zur nächsten Bahnmarke ist, kann nicht im Vorhinein festgelegt werden und es ist nicht notwendig dies zu überprüfen indem man fragt, welches Boot die nächste Bahnmarke zuerst erreicht hat. Die Grundlage von W's Protest war, dass L höher als seinen richtigen Kurs segelte obwohl es Regel 17 unterlag. L's Verteidigung und Gegenprotest bestand darin, dass es sich entschieden hatte zur Küste in den geringeren Strom zu fahren um so schneller ins Ziel zu kommen und deshalb der von ihm gesegelte Kurs sein richtiger Kurs war. Zusätzlich argumentierte L, dass W gegen Regel 11 und 14 verstoßen hat. Die Tatsachen zeigen, dass L nicht höher als seinen richtigen Kurs gefahren ist. Deshalb verstieß es nicht gegen Regel 17. Als L langsam zwischen den Positionen 1 und 2 luvte, hatte W Raum zum frei halten, deshalb hat L nicht gegen Regel 16.1 verstoßen. L hätte die Berührung mit W vermeiden können. Da es dies nicht tat, verstieß es gegen Regel 14, wird aber nicht bestraft, da kein Schaden oder Verletzung durch die Berührung entstand. Da es sich nicht von L frei gehalten hat, verstieß W gegen Regel 11. W hätte auch die Berührung vermeiden können. Da es das nicht tat, verstieß es auch gegen Regel 14 und wird davon auch nicht ausgenommen.
Der Berufung von L wird stattgegeben. L wieder in die Wertung genommen und W wird wegen Verstoßes gegen Regeln 11 und 14 disqualifiziert.

RYA 1966/3