CASE 16  

Regel 18.2 (c) Passieren von Bahnmarken und Hindernissen: Raum geben; Freihalten
Regel 18.5 Passieren von Bahnmarken und Hindernissen: Raum an einem ausgedehnten Hindernis
Definition Raum

Wenn ein Boot klar achteraus zwei überlappende Boote überholt, darf es nur dann zwischen den beiden Booten hindurch fahren, wenn der Raum zum Hindurchfahren vorhanden ist.

Zusammenfassung des Falles
Drei Boote mit Wind von Backbord segeln Vorwind. Die Boote W und L segeln in einem Flecken leichten Windes. M kommt mit einer heftigen kleinen Bö angebraust und überlappt W. Es ist Platz für M, um seinen Bug zwischen W und L zu stecken, ohne diese zu berühren, aber nicht genug Platz um hindurchzusegeln, ohne dass W und M ihre Großschoten dicht nehmen müssen.

Fragen
Darf M eine Überlappung zwischen W und L herstellen und hat es Anspruch auf Raum?

Antwort
Nein. Gemäß dem letzten Satz der Definition Hindernis ist L Hindernis für M und W. Da L sich in derselben Richtung und mit nahezu derselben Geschwindigkeit wie die anderen Boote bewegt, ist es ein ausgedehntes Hindernis. Da M sehr schnell zu den Booten klar voraus aufschließt, ist der Zeitpunkt, zu dem es die Überlappung zu W herstellt, nahezu derselbe, wie der zu dem es die Überlappung zu L herstellt. Da M klar achteraus von W und L ist, muss es sich nach Regel 12 von W und L freihalten (Regel 18.2(c) gilt an ausgedehntem Hindernis nicht). Gemäß Regel 18.5 darf M eine Überlappung zwischen W und L nur dann herstellen, wenn genug Raum im Sinne der Definition Raum vorhanden ist, um zwischen ihnen zu passieren. Wie die Sachlage und die Skizze zeigt, ist nicht genug Raum für es, um in guter Seemannschaft (dies bedeutet, dass Großbaum und Spinnaker optimal zum Wind stehen) zwischendurch zu fahren. Deshalb darf M nach dem letzten Satz von Regel 18.5 nicht zwischen W und L passieren und muss sich von W freihalten. Zusätzlich gilt, wenn sie eine Überlappung zu L herstellt, muss sie sich wegen Regel 11 auch von L freihalten.

RYA 1966/9